Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Heinses und Goethes Alpenschau
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Wilhelm Heinse hatte seine Italienreise angetreten, um sein stürmisches Verlangen, „der besten Natur und Kunst am Busen zu liegen“, zu stillen. Natur und Kunst, das sind die beiden Faktoren, die betrachtet werden müssen, wenn über Heinses Italienschau gesprochen werden soll, so schreibt A. Zippel1 in „Wilhelm Heinse und Italien“. Zitieren wir den Autor weiter:
„Wie wenige seiner Zeit war er fähig, die Natur zu erleben, fühlte er sich doch verwandt mit Berg und Meer, mit jedem Baum und jedem Grashalm. Jedes Ding, das er in der Natur sieht, ist aus den Elementen zusammengesetzt, die auch Menschen bilden, und aus jedem Blatt spricht das Leben, das auch Menschen durchpulst“.
Heinse selbst sagt: "Wer hat die Elemente so untersucht, daß er einem allein das Denken zuschreiben will; warum könnten nicht alle mehr oder minder dazu fähig sein und die ganze Natur leben und denken und empfinden. Im Anfang war alles Eins, lauter unteilbare Stäubchen. Und es regte sich: da ward Form. Aus der unvollkommnen ging die vollkommnere hervor: und so entstanden die Elemente: Wasser, Luft, Feuer, Erde... Alle wechseln miteinander ab, und gehen wieder in das Eins zurück. Und so wird und vergeht ewig alles, was ist...Form und Wesen, und Wesen und Form! Das sind die zwei Pole des Weltalls, um welche sich alles herumdreht, und die noch niemand erklärt hatte“.
Und weiter heißt es bei Zippel: „Die romantisch wilde Schönheit des Gebirges war in Heinse geweckt worden auf seiner Wanderung durch die Schweizer Alpen. Nie vorher und nie später finden wir in Heinses Tagebüchern und Briefen Landschaftsschilderungen, die so voll tiefen Erlebens wären, wie die Zeilen, die er in den Schweizer Bergen schrieb. Packendste Hochgebirgsdichtung in Prosa! Die Bergwelt ist ihm erst „sie wahre große lebendige Natur“, er wird sich selbst zum Abgrund und kann sich nicht fassen, etwas wiederzugeben; von allen Banden gelöst, wandert er Herz und Sinnen erfüllt „mit lauter Größe und Kühnheit und Reinheit“. Berge geben Heinse Gelegenheit, seine Kraft und seinen Mut zu erproben, und so spüren wir schon etwas von dem Streben, immer höher steigen zu wollen, das heute den Bergsteiger von Gipfel zu Gipfel führt, wenn wir in einem Brief Heinses lesen: „Das wird ich noch ganz anderer Berge zu besteigen haben, wogegen die jetzigen noch gar nicht groß sind“. Und er ersteigt höhere Berge!
Weiter heißt es: „Erst allmählich hatte sich das Verständnis für die überwältigende Schönheit der Bergwelt seine Platz im Naturgefühl des Menschen erobert. Wie das Landschaftsgefühl im modernen Sinne überhaupt, so nahm auch die Inbesitznahme der Schönheit der Bergwelt für das Empfinden des Menschen ihren Ausgangspunkt im Italien der Renaissance...Bis ins späte 18 Jahrhundert hinein unterscheidet man „zwischen den Bergen. Die häßlich, erschröcklich in Unwegsamkeit, Schnee, Sonnenglut erschienen, und den Tälern, die als hübsch, lustig in Fruchtbarkeit und Nützlichkeit galten...Heinse ist einer der ersten, der in deutscher Sprache der Liebe zum Gebirge begeisterten Ausdruck verleiht“.
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J.J.Wilhelm Heinse
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