Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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An anderer Stelle schreibt Zippel:

“Der Karneval mit seinen Festen, Opern und Komödienaufführungen, und ein Katarrhfieber, das Heinse sich bei einer Stierhetze holte, halten ihn den ganzen Februar über von der Arbeit ab und bringen ihn so wenig in ihr vorwärts, daß er seine für Anfang März geplante Reise nach Padua bis Mitte April verschieben muß...
Nach seiner Rückkehr nach Venedig bleibt er noch einige Wochen, um am Himmelfahrtstage den Dogen auf dem Bucentoro ins Meer hinausfahren und die Vermählung mit der Adria vollziehen zu sehen“.

  1. Zippel schreibt über Goethe:

„Goethe kam als vornehmer, begüterter Reisender nach dem Süden. Er konnte sich einen Diener leisten, konnte bequem reisen und wohnen; Heinse aber zieht wie ein Wanderbursche durchs Land, ist sein eigener Diener, muß bei jedem Bajocco, den er ausgibt, rechnen, ob es am anderen Tage noch zu einer Mahlzeit langen wird; und während Goethe sorglos, nur dem Schauen sich hingebend, reisen kann, muß Heinse die Brotarbeit einer Tassoübersetzung leisten, um für den Erlös noch einige Monate länger in Italien bleiben zu können.“

Heinse und Goethe haben sich ausführlich über archäologische Sehenswürdigkeiten der Lagunenstadt ausgelassen. Jedoch kannten weder Heinse noch Goethe alle Antikensammlungen.

  1. Parlasca schreibt dazu:

„Es ist verständlich, daß Venedig archäologische Schätze im Rahmen der touristischen Sehenswürdigkeiten damals nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben... Gipsabgüsse erfreuten sich damals im Gegensatz zu der heutzutage weitverbreiteten Aversion einer großen Wertschätzung. Heinses ausgesprochen kritische, negative Einstellung gegenüber Nachbildungen antiker Skulpturen in diesem Material ist deshalb doppelt auffällig. Er schließt seine Tagebuchnotiz mit dem Satz: “ Der Abguß trägt immer das todte der zu mechanischen plumpen Arbeit an sich“.
Heinses Italien-Notizen – „Eccomi a Venzia“ beginnt sein erster Brief aus Venedig – wurden erstmals im 20. Jahrhundert gedruckt. Sie erschienen in der Schüddekopf-Ausgabe 1902-1925. Hingegen wurden Goethes Bemerkungen über Venedig wesentlich früher gedruckt und häufig kommentiert3 . Anmerkungen zu Wilhelm Heinses Antikenbeschreibungen finden sich in einer Festschrift von H. Koch4.
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1 Parlasca, Klaus: Heinse und Goethe in Venedig – Ihre Bemerkungen zu antiken Skulpturen – aus: Altertumskunde im 18.Jh. Wechselwirkung zwischen Italien u. Deutschland. Schriften d. Winckelmann-Gesellschaft 19/2000
2 Zippel, Albert: Wilhelm Heinse und Italien, Jena 1930.
3 Wegner, Max: Goethes Anschauung antiker Kunst, 2.Aufl. Berlin 1949.
  Grumach,Ernst: Goethe und die Antike – Eine Sammlung, Bd. I-II, Potsdam 1949.
4 Koch, Herbert: Zu Wilhelm Heinses Antikenbeschreibungen, in Deutschland – Italien. Festschrift für Wilhelm Waetzoldt, Berlin 1941, S. 244 - 285, bes. S.265
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J.J.Wilhelm Heinse
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