Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Aphorismen von J. J. Wilhelm Heinse
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Unter Aphorismen sind niedergeschriebene, kurz-prägnante, geistreiche Gedanken zu verstehen, die Lebensweisheiten, Erfahrungen oder Erkenntnisse ausdrücken.

In der Gesamtausgabe von Wilhelm Heinses Werken, Schüddekopfausgabe (1902-1925), enthält der Band VIII drei Teile Aphorismen.

Den Aphorismen liegen die Nachlaßschriften Heinses, seine Tagebücher, zu Grunde. In diesen hat Heinse seine Gedanken zur Natur und Welt, Kunst, Religion, zur menschlichen Gesellschaft im allgemeinen und zum Wesen des Menschen im besonderen festgehalten. Die Tagebücher wurden von Albert Leitzmann in den Jahren 1924/25 herausgegeben. Leitzmann hat bereits 1901 acht Wachstuchhefte von Georg Christoph Lichtenberg editiert. Kurt Blatt1 bemerkt, dass Lichtenberg im Aphorismus sein Höchstes geleistet habe. Lichtenberg ist durch den Aphorismus, wenn auch erst postum, zu einer der führenden Gestalten der deutschen Nationalliteratur des 18. Jahrhunderts geworden. Nach Erna M. Moore2 hatte Wilhelm Heinse die Voraussetzungen und das Talent zu einem Aphoristiker großen Stils, doch hat er diese Fähigkeit nie vorsätzlich entfaltet.

A. Leitzmann fasst den Aphorismusbegriff im weitesten Sinne, d.h. für ihn ist jede kurzgefasste, fragmentarische Niederschrift im Tagebuch Heinses ein "Aphorismus".
 



Es bleibt ausgemacht, das Fürtrefflichste in der bildenden Kunst ist das schöne Nackende; mit dem Ausdruck geht's hernach wie bei der Musik: er ist die Blüte der Vollkommenheit, aber nicht eigentlich die Vollkommenheit selbst. Die Schönheit nackender Gestalt ist der Triumph der Kunst; viel fürs Auge und den ganzen körperlichen Menschen, wenig für den innern. Sie allein ergreift das Unsterbliche nicht, dazu gehört etwas, was selbst gleich unmittelbar von der Seele kommt und ihrer regenden unbegreiflichen Kraft, Leben , Bewegung. Und diese haben unter allen Künsten allein Musik und Poesie; neigt Euch, ihr anderen Schwestern, vor diesen Musen.3

Nach der Natur muß sich die Kunst richten; was sie nicht durch Schönheit zuwege bringen kann, sucht sie durch Fleiß in getreuer Nachahmung zu ersetzen. Und weil dies natürlicher Weise doch immer nicht die tiefe Wirkung macht, die die Schönheit leicht durch sich selbst erregt, so trotzt sie darauf, und sucht ihren genauern Fleiß stolz zu zeigen.4
Kunst
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J.J.Wilhelm Heinse
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