Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Heinses Weltbild läßt sich an der 50 Seiten umfassenden „methaphysischen Unterredung“ zwischen dem Philosophen Demetri und Ardinghello im Roman „Ardinghello und die glückseligen Inseln“ darlegen.
Die Unterredung auf dem Dach des Pantheons beginnt mit der Frage, was Religion und die Götter für die alten Griechen bedeuteten. Hier läßt Heinse seine Gesprächspartner mit Zitaten und Andeutungen antworten, die sich auf altgriechische Philosophen und Naturwissenschaftler wie Kopernikus, Newton, Descartes und Leibnitz beziehen.
Heinse schließt seinen Disput über Gott mit Anaxagoras, der die Philosophie nach Athen brachte und das von Heinse gepriesene glückliche Zeitalter des Perikles und Euripides beeinflußte.
Hier identifiziert sich Heinse mit Anaxagoras' Lehre einer “Weltseele“, später übersetzt Heinse „Nous“ mit „Verstandseele“, „die alle Materie der Elemente durchdringt und über sie Gewalt hat.“ (nach Max L. Baeumer).
An anderer Stelle preist Heinse die göttliche Verehrung der Grundelemente des Feuers , der Luft, des Wassers und der Erde in den Atomen, den Elementen der Materie. Heinse beschließt den Abschnitt mit der pantheistischen Folgerung: „Eines jeden Gefühl muß ihm (dem Menschen) sagen, daß er etwas Getrenntes von einem Ganzen ist und daß er sucht, sich wieder mit demselben zu vereinigen...Die Welt ist ein Ganzes, und die Elemente, Urwesen der Natur, sind ewig und göttlich. Die Scheidung der vier aristoteleschen Grundelemente Feuer, Luft, Wasser und Erde und ihre gegenseitige Verbindung bedeuten den Beginn der Zeit und der Schöpfung“.
Wie die Natur ein Ganzes ist, so empfinden Demetri und Ardinghello , so versichert Heinse:

„Daß Gott die ganze Natur selbst sei, ist der ältesten Glaube“

Wilhelm Heines Weltbild und Naturpantheismus, auf eine kurze Formel gebracht (nach Max.L. Baeumer):

„Aus der Vorstellung des Weltalls als einer einzigen, ewigen und sexuell-lustvollen Bewegung unendlich vieler Substanzen kommt Heinse erneut zu der These, daß „ Eins Alles und Alles Eins sei“. Für Heinse verwandelt sich das formlose Eins durch Streben nach Genuß zur Form unendlich vieler Gestalten, die wieder in das Eins, in Gott zurückkehren."
"Heinse meint mit der Hen - kai - Formel „Eins und Alles“ den Naturpantheismus als neue Religion...In immer neuen Umschreibungen hält Heinse das Thema der All-Einheit mit der vergöttlichten Natur aufrecht.“

Literatur:
Heinse, Wilhelm: Ardinghello und die glückseligen Inseln. P. Reclam Jun. Stuttgart 1992. Kritische Studienausgabe von Max. L. Baeumer.
Nachwort, S. 710-717.
Weischedel, Wilhelm: 34 große Philosophen in Alltag und Denken, S. 67-68 u. S. 166-167. München 1998.
Benz, Richard: Wilhelm Heinse. Vom großen Leben, S. 24-25. München 1943.
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J.J.Wilhelm Heinse
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