Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Heinrich Mohr deutet in seinem Werk „Wilhelm Heinse - das erotisch-religiöse Weltbild und seine naturphilosophischen Grundlagen“ das Auftreten des Berggeistes wie folgt: „Der Berggeist spricht über den Gestaltwandel alles Lebendigen. Er ruft das Bild einer idyllisch-, ländlich-friedlichen Landschaft, die zu Beginn die Stelle der jetzigen Gebirgswüste einnahm, hervor. Er rühmt deren gegenwärtige Endfunktion als Wasserspeicher und Lebensspender im Haushalt der Natur. Er spricht von den Elementen, den ewigen Bausteinen des Kosmos und dem Spiel des Werdens und Vergehens aller Kompositionen. Mannigfaltigkeit und Vergänglichkeit der erscheinenden Welt sind in der Ewigkeit des göttlichen Lebens aufgehoben.“
„Auf einer dritten Stufe seiner Rede handelt der Berggeist“ - so Heinrich Mohr -“vom Ewigen und Vergänglichen in der Natur.“
Er offenbart Heinse eine höhere Stufe des Bewußtseins, in dem er ihm die Dimension der Zeit öffnet; er belehrt ihn über Einheit und Gestaltwandel des ewig lebendigen Kosmos. In den Gestaltwandel bezieht der Berggeist den Angesprochenen selbst ein „Wer weiß, was nochmals aus dir wird.“...„ Nun geh hin, dir ist das Evangelium gepredigt!“
Dieses“Evangelium“ ist nach Mohr nichts anderes als Heinses Naturphilosophie. In der Rede des Berggeistes ist sie in knappen Formeln angedeutet.
Das Evangelium, das der St. Gotthard heute zu verkünden hätte, wäre: Ich bin das Herz der Schweiz. Hier in meinem Dunst- und Bannkreis beginnt die Entstehungsgeschichte unseres Landes, der Zusammenschluss der Eidgenossen.
Johann Wolfgang von Goethe, der dreimal auf dem Gotthardpass war [1775, 1797, 1779], schrieb: „ Der Gotthard ist zwar nicht das höchste Gebirge der Schweiz,... doch behauptet er den Rang eines königlichen Gebirgesüber alle anderen, weil die größten Gebirgsketten bei ihm zusammenlaufen und sich an ihn lehnen“.
Dass der Berg trotzdem nicht „heiliggesprochen“ und die Schweizer unter sich nicht vom Sankt Gotthard reden (solches tun nur die Ausländer!) zeugt für die nüchterne Wesensart der Eidgenossen; jedenfalls steht es so in einem Editorial des Magazins „Berge“ aus dem Jahr 1990.
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J.J.Wilhelm Heinse
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