Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
Seite
vor
zurück
Eine Aschaffenburger Heinse–Handschrift
vor
zurück
Prof. Dr. Maximilian Lorenz Baeumer, Ehrenmitglied des Heinse-Freundeskreises, weilte mit seiner Gattin 1964 eine Woche in der Hofbibliothek des Schlosses Johannisburg in Aschaffenburg.
Die Handschrift Heinses zur Erfindung der Buchdruckerkunst in Mainz wurde von ihm eingesehen und fotokopiert.

1967 erschien sein Werk „Heinse – Studien. Mit einer bisher unveröffentlichten
Schrift Heinses zur Erfindung der Buchdruckerkunst in Mainz“ in der I. B.
Metzlerschen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart.


Dieses Werk hat er persönlich dem Heinse-Freundeskreis gewidmet.
Vor Bauemer war die Handschrift nur als ein „Kommentar zu einigen besonders wertvollen Inkunabeln (Wiegendrucken) der Hofbibliothek angesehen“ worden.
Baeumer hat an Hand des Textes überzeugend nachgewiesen, dass sie mehr sein sollte, da Heinse vor ihrer Fertigstellung starb.
Für Heinse waren die Annalen des Abtes Trithemius (1462 bis 1516) die wichtigste Urkunde von der Erfindung der Buchdruckerkunst in Mainz.
Heinse beschreibt mit besonderer Sorgfalt das Blockbuch des „Canticum Canticorium“ (Hohenliedes), das sich als wertvolle Inkunabel in der Aschaffenburger Hofbibliothek befindet.
Als Holztafeldruck bildet das Blockbuch den Übergang zu der umwälzenden Erfindung Gutenberg, den beweglichen Lettern in Metall.
Heinse setzt sich in seiner Handschrift mit seinem holländischen Zeitgenossen Baron Ge’rard Meerman, dem Syndikus der Stadt Rotterdam, auseinander, der in seinem Werk „Origines Typographicae“ (2 Bände. Den Haag 1765) Haarlem als Geburtsstätte der Buchdruckerkunst bezeichnet und beweisen will.
Nach Meerman soll Laurens Janszoon Coster (1405 bis 1484) von Haarlem neben den En-bloc-Drucken (Blockbüchern) auch die hölzernen Lettern erfunden haben, die Gutenberg dann durch die in Metall gegossenen Stäbchen verbessert habe.
Baeumer wies nach , dass die Handschrift eine Verteidigungsschrift ist und ganz den Charakter einer Streitschrift trägt.
Wilhelm Heinse hat in seiner Handschrift, die zwischen 1796 und 1802 entstand, den wissenschaftlich exakten Nachweis darüber geführt, dass Meerman nicht recht hatte.
Als Dichter und sprachbegabter Schriftsteller läßt er die Handschrift mit einem enthusiastischen Hymnus auf Gutenberg enden.
 „Der Saame der Geistesfrüchte ward damals zuerst wieder, nach den goldenen Zeiten von Griechenland und Rom, häufig ausgestreut, und über halb Europa; auch hat die moralische Welt kurz darauf eine ganz andere Gestalt gewonnen.
Der Strom des Lichts ging aus von Mainz, stolz sey es deswegen vor anderen Städten! Sanft ruhe die Asche Gutenbergs !“

Quelle:
M.Stenger: Main-Echo Nr.49 vom 28.02.1967
wilhelm_heinse001014.jpg wilhelm_heinse092003.jpg wilhelm_heinse004004.jpg wilhelm_heinse092002.jpg wilhelm_heinse001008.jpg wilhelm_heinse001012.jpg wilhelm_heinse046002.jpg wilhelm_heinse046003.jpg wilhelm_heinse001010.jpg wilhelm_heinse001009.jpg
J.J.Wilhelm Heinse
wilhelm_heinse001001.jpg