Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Ardinghello und die glückseligen Inseln - Aus dem Nachlaß von Erich Krauß
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Eine Italiänische Geschichte aus dem 16. Jahrhundert. Roman von Wilhelm Heinse {1746 - 1803), nach einem Italienaufenthalt 1785 entstanden und 1787 erschienen.
Als bedeutendstes Werk Heinses, das ihm zu plötzlicher Berühmtheit verhalf, ist es zugleich das wertvollste Zeugnis des Geniekultes und das große Vorbild zahlloser Künstlerromane. Die Hauptfiguren verkörpern eine Lebensauffassung , die man treffend "ästhetischen Immoralismus" {W. Brecht) genannt hat. Daneben sind es vor allem die Kunsttheorien und -urteile, die auf den Kunstenthusiasmus der Romantiker entscheidend einwirkten.
Das Bild eines von dionysischem Lebensgefühl beherrschten Griechenland beeinflußte vor allem Hölderlin und Nietzsche.

Die Gestalt des genußfrohen Tatmenschen, deren literarische Wurzeln in der verfeinerten Empfindsamkeit eines Wieland und der Verherrlichung unentstellter menschlicher Natur eines Rousseau zu suchen sind, entspricht der Vorstellung menschlicher Vollkommenheit, die der Sturm und Drang als idealtypisches Bild aufgerichtet hatte. Inhalt des Ich- und Brief-Romans ist eine Kette abenteuerlicher, oft sprunghaft gereihter Vorgänge, deren innerliche Notwendigkeit von der Konzeption her nicht inner einzusehen ist. Ziel der Episoden ist es, den Helden Ardinghello als außergewöhnlich, meist übermenschlich, bisweilen sogar dämonisch erscheinen zu lassen.

Zu Beginn rettet er dem Erzähler, einem jungen Venezianer, das Leben; dieser, sein späterer Freund und Briefpartner, erliegt sofort der faszinierenden Ausstrahlung des Universalgenies: "Mich dünkte, einen Gott reden zu hören...". Ardinghello ist Maler und Gelehrter, Dichter und Musiker, später sogar Gründer eines utopischen Idealstaates. Einer Familienfehde wegen wird er zum Mörder und muß nach Genua fliehen, von wo aus er dem Freund seine weiteren Erlebnisse in Briefen mitteilt. Neben der Schilderung von Raubüberfällen, Entführungen und Liebeshandeln enthalten diese Briefe theoretische Spekulationen über den Staat, über Macht, Machtanwendung und Despotentum, die auf Eindrücke am Hof der Medici zurückgehen, und ausgiebige Beschreibungen römischer Altertümer. Ardinghello übt Kritik an Vasari und diskutiert über die Kunst Michelangelos und Raffaels. Kunst, für ihn in erster Linie ein sinnliches Phänomen, erscheint nicht als Ersatz, sondern als "Verewigung des Lebensgenusses" (Borcherdt).
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J.J.Wilhelm Heinse
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