Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Dieser erste Teil des Romans ist eine echte ,,Rache-Novel1e" der Renaissance3, geboren aus dem Geiste überschäumenden Strebens nach Freiheit des Sturm und Drang.

Der zweite Teil des Romans setzt die Erzählung in Briefen fort. Ardinghello hat sich von seinem Freunde getrennt und berichtet ihm von seinen Erlebnissen in Genua: vom Überfall auf eine Hochzeitsgesellschaft durch maurische Korsaren. dem Raub der Frauen, ihre Befreiung durch den genuesischen Seehelden Andrea Doria und ihn selbst. Vor allem aber beschreibt er seine Erlebnisse mit Lucinde und Fulvia.
Durch Lucinde, eine tugendhaft-sittliche Frau, die als einzige Frau des Romans an ihrer Treue festhält, erfährt Ardinghello die "poetische" Liebe, wie ,,homerische und platonische Dichtungen“. Lucinde widersteht Ardinghellos leidenschaftlich-sinnlichem Begehren.
In ihrer Freundin Fulvia lernen wir eine völlig andere Frau kennen. ,,ganz die Gestalt einer Bacchantin in Glut und Uppigkeit, voll Körperreiz, mit frecher Seele", eine Hetäre4, deren herausforderndes Verhalten leicht in Obzönität umschlägt. Beide Frauen verkörpern die "himmliche und irdische Liebe“.
Ardinghello sucht in ihnen vergebens das Idealbild der ,,vollen Existenz" der allseitig gebildeten Renaissance-Frau. Lucinde geht an ihren Moralvorstellungen zugrunde.
Ardinghello ruft aus: ,,Weide dich, barbarische Moral, Feindin der Lebendigen, mit Wolfsgrimm hier an deinem Opfer!“. Im Ergebnis seiner Begegnung wird Ardinghello zum bewußten Kampfer gegen jede, die Glückseligkeit der Menschen einengende Moral.

Der dritte Teil des Romans spielt am Hof der Medici zu Florenz.Hier findet Ardinghello Menschen, denen moralische Bindungen wenig bedeuten. Am Hofe der Fürsten sind Höflinge, die nicht durch ihre Fähigkeiten, ihre Leistungen und durch eigene Kraft in ihre Positionen gelangt sind: "Bauer und Bettler haben mehr Gefühl eigener Existenz als sie." Ardinghello stellt dem Feudaladel die Demokratie gegenüber, mit ihren Individuen, die sich durch ihre hervorragenden Fähigkeiten und schöpferischen Kräfte auszeichnen. Ardinghellos Worte:
,,Ein Staat von Menschen, die des Namens würdig sind, muß im Grunde immer eine Demokratie sein, oder mit anderen Worten: das Wohl des Menschen muß allen anderen vorangehen, jeder Teil gesund leben, Vergnügen empfinden, Nutzen von der Gesellschaft und Freude haben; der allgemeine Verstand der Gesellschaft muß herrschen, nie bloß der einzelne Mensch."
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J.J.Wilhelm Heinse
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