Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Johann Jacob Wilhelm Heinse, nur Verfasser des Romans Ardinghello?
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Ein Mann von großer Seele ... ist sich selbst genug. Johann Jacob Wilhelm Heinse (1746-1803)

...und wie ich nach Art meiner Vorfahren beständig in den Wäldern lag, so verleitete mich der Dichter Hoffmannswaldau und die Gegend dazu, daß ich es wagte, Jagdlieder zu machen." So schrieb Wilhelm Heinse am 18.11.1770 an seinen väterlichen Freund und Gönner Ludwig Gleim nach Halberstadt, sich seiner ungeheuchelten Sprache des Herzens oder der Seele als "Wilder" entschuldigend. Der am 15.02.1746 in Langewiesen geborene Dichter und Denker ist als "Wilder vom Thüringer Wald" in die Literaturgeschichte eingegangen. Er wuchs in einer kinderreichen Familie als 5. Kind bis zu seinem 14. Lebensjahr in Langewiesen auf. Sein Vater war Bürgermeister, Stadtschreiber und Organist.
Die Heinseforscherin Dr. Rosemarie Elliott aus Edinburgh, Großbritanien, schrieb an den Heinse-Freundeskreis e.V. Langewiesen im Oktober 1998 folgende Zeilen: "Für mich ist Heinse, mit dem ich mich seit 1984 beschäftige, einer der bedeutendsten, wenn nicht der bedeutendste Vertreter des Sturm und Drang. Sein Ardinghello ist der einzige triumphante Sturm-und-Drang Held. Seine ekstatische Interpretation des Kosmos ist einzigartig. Sein Kunst- und Musikverständnis übertrifft klar das seiner Zeitgenossen. Die herzerfrischende Kraft seines Ausdrucks liest man nie ohne Bereicherung und Beglückung."
Heinses Weg von seiner Schulzeit in Arnstadt und Schleusingen führte über die Universitäten Jena und Erfurt. Er bezog 1766 die Alma mater Jenensis, um Rechtswissenschaften zu studieren. Zwei Jahre später nahm er in Erfurt ein Studium auf. Auf Grund seiner außergewöhnlichen literarischen, sprachlichen und musischen Begabung fand er Freunde und Gönner. Wieland, der sein Talent entdeckte, empfahl Heinse dem Dichter Gleim nach Halberstadt, doch hatte sich Heinse inzwischen als Reisebegleiter einem Abenteurer verpflichtet.
Nach einigen Übersetzungen 1771: "Sinngedichte" aus der griech. Mythologie, 1773: "Die Kirschen" aus dem Französischen und des "Satyricon" von Petronius unter dem Titel "Begebenheiten des Encolp" aus dem lateinischen Original veröffentlichte 1774 Wilhelm Heinse sein erstes größeres Werk: "Laidion oder die eleusinischen Geheimnisse" - ein Roman in Prosa und Poesie in der Art seines einstigen Lehrers Wieland. Die Übersetzung des "Satyricon" von Petronius brachte Heinse in Verruf. "Petronius verwendete in den Dialogen eine breite Volkssprache. Sein Buch wurde damit zur frühesten Quelle des Vulgärlateins" (M.Wolter, 1990). Es kam zum Zerwürfnis mit Mäzenen und Gönnern, so daß er bald nur unter dem Pseudonym Magister Rost aufzutreten wagte. Durch Vermittlung Gleims nahm Heinse 1772 eine Hauslehrerstelle in Halberstadt an. In seinem Roman "Hildegard von Hohenthal" hat er seine Erinnerungen an diese Zeit nachgezeichnet. 1774 holte ihn Johann Georg Jacobi nach Düsseldorf, wo Heinse die Redaktion der Damenzeitschrift "Iris" übernahm. Andererseits arbeitete er an Wielands "Teutschem Merkur", in dem er seine "Briefe über die hervorragenden Bilder der Düsseldorfer Galerie" drucken ließ.
Von 1780 bis 1783 bereiste Heinse Italien. Ihm gebührt das Verdienst, als erster Italien mit offenen Augen und unbefangenen Sinnen wahrgenommen zu haben. Niedergeschrieben hat er seine feinsinnigen Empfindungen, seine kulturhistorischen, kunstwissenschaftlichen und philosophischen Gedanken im ersten Renaissanceroman der deutschen Literatur, dem "Ardinghello". Der Roman ist der erste Künstler- oder Malerroman und wird als letztes Produkt des Sturm und Drang eingeordnet.Nach seiner Rückkehr aus Italien ging Heinse wieder nach Düsseldorf, er hielt 3 Jahre vergeblich Ausschau nach einer Anstellung. 1787 wurde er Vorleser, dann Bibliothekar beim Kurfürsten und Erzbischof von Mainz, dem er 1795 nach Aschaffenburg an den Main folgte.
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J.J.Wilhelm Heinse
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