Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Im Vorwort seiner Satyricon-Übersetzung schreibt er:
Wir sind alle Menschen. Entschuldigen wir die notwendigen Fehler der Menschheit! Man kann nicht, ohne eine Sünde zu begehen, von dem geringsten Erdensohn verlangen, daß er sich selbst für unwissend und kein Genie halten solle.
Im Roman Anastasia und das Schachspiel ist er von seiner Spielstärke als Schachspieler überzeugt Ich habe eine Menge anderer [Spielzüge] geprüft und bin in all ihrer Folgen eingedrungen, ehe ich die festgesetzten annahm. Da ich mein Urteil lange Zeit eingehalten habe, ehe ich sie herausgab, so erfordert die Billigkeit, daß er dasselbe tue, ehe er sie verurteilt.
Diese nicht unbillige Aufforderung Heinses an den Gegenspieler, erst seine Position und die offengelegte optimale Variante ausgiebig zu prüfen, ehe er sie ablehnt oder verurteilt, kann man getrost auf die Dichter- und Künstlerpersönlichkeit Heinses übertragen.
Wilhelm Heinse war allen, die ihm wohlgesonnen gegenüberstanden, ein treuer Freund. Er ließ jedem seine ihm eigentümliche Art, konnte vorzüglich mit Menschen umgehen und wußte jeden, seiner Wesensart und seinen individuellen Charaktereigenschaften nach zu behandeln. Er war, wie man es so sagt, bieder und rechtschaffen. Er liebte die volkstümliche Art der einfachen Menschen und scheute sich nicht, mit ihnen Freud und Leid zu teilen.
Folgen wir nun den Schilderungen des Biographen Johann Schober (1882):
Heinse führte eine sehr einfache und mäßige Lebensweise. Infolgedessen war er stets gesund, heiter und froh. Selten trübten überflüssige Sorgen seinen Humor und die höchste Unbekümmertheit um den Besitz machte ihn gleichmütig und zufrieden. Von Jugend auf abgehärtet, blieb er lebenslang ein tüchtiger Fußgänger und Freund aller körperlichen Übungen. Nur mit dem Notdürftigsten ausgerüstet, durchwanderte er die Thüringer Heimat, Deutschland, Belgien und Holland, die Schweiz, das südliche Frankreich und Italien bis zum Vesuv bei Neapel.
Heinse liebte die Fechtkunst, lief Schlittschuhe wie ein Holländer und excellierte im Billardspiel. Er verstand es, die Gesellschaften durch geistreiche Gespräche, durch Musik, auch durch die Streiche eines Cartouche zu unterhalten. Wie er ein Meister auf dem Schachbrett war, so spielte er besonders gern abends eine Partie Whist oder l' Hombre. Heitere Gesellschaft war ihm so willkommen wie heiteres Wetter. Eine vollkommene Zufriedenheit mit seinem Handeln und mit sich stempelte ihn zum liebenswürdigsten Gesellschafter.
Aber die rege Wanderlust machte ihn auch unstet und ließ ihn niemals lange stille halten, am wenigsten zur Gründung eines häuslichen Herdes schreiten. Er, der es ausgezeichnet verstand, die geistigen und die körperlichen Schönheiten der Frauen zu schildern und immer für die Liebe schwärmte, starb als Junggeselle...
Der niedere Sinn für Erwerb fehlte ihm gänzlich und ein Streben nach einer sicheren Stellung war ihm fremd. Seine Unabhängigkeit ging ihn über alles und seine Freiheit ist ihm um keine Stelle feil gewesen. Nie buhlte er um die Gunst der Höheren und nur sein Selbstgefühl,das was wirklich in ihm ist, aber kein Ruf, kein Titel, kein Rang machte ihn stolz und glücklich.
In den Himmel würde ich wie in eine Hölle gehen, schreibt Heinse, wenn ich meiner Freiheit darin gänzlich beraubt sein sollte.
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J.J.Wilhelm Heinse
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