Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Johann Jacob Wilhelm Heinse - als Mensch und Persönlichkeit
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Wilhelm Heinse hat keine Selbstbiographie geschrieben und so lassen sich sein Wesen und seine Gemütsart nur an Hand von Urteilen, Meinungen, Bemerkungen von Zeitgenossen über ihn und aus Selbstzeugnissen wie Briefen, Tagebuchaufzeichnungen, Notizen ableiten und wie ein Mosaik aus lauter kleinen Bausteinen zusammensetzen. Doch haben auch Biographen, Heinsekenner und -forscher wesentlich zur Erhellung des Teils von Heinses Leben beigetragen, der sich außerhalb seines literarischen, künstlerischen und philosophischen Werkes bewegt.
Lassen wir den Biographen A. Schurig (1912) im Der junge Heinse zu Wort kommen:
Wenn man auch im einzelnen nicht nachweisen kann, daß Heinse von seinem Vater oder von dem und jenem seiner Vorfahren bestimmte Charaktereigenschaften ererbt habe, so ist man doch berechtigt zu sagen, daß das Thüringer Naturkind - wie Heinse mit Vorliebe genannt wird - nicht ohne ererbte Kultur ist. Eines läßt sich aus der leider unvollständigen Ahnenreihe mühelos herauslesen: diese Thüringer, die immer wieder drei bestimmte Berufe bevorzugt haben, -sie waren Bürgermeister, Pfarrer oder Kantoren,-waren es gewohnt, auf Menschen zu wirken, Menschen zu leiten. Dazu gehört Willenskraft nicht ohne die diplomatische Fähigkeit, jeden Menschen nach seiner Art nehmen zu können. Beides hat auch Wilhelm Heinse offenbar besessen und dies hat ihn durch alle Wirrsale und Widerwärtigkeiten der Jugend am Ende doch glücklich hindurchgeholfen. Eine energische oder gar eine zelotische Natur war er allerdings nicht. Er hat sich dem Einflusse markanter Persönlichkeiten und starker Zeitströmungen bis in seine künstlerische und menschliche Reife hinein schon aus Lust am Neuen bis zu einem gewissen Grade immer hingegeben, aber nie ist er Nachbeter und Nachahmer geworden. Davor bewahrte ihn sein stolzes Unabhängigkeitsgefühl.
Zeitzeugen, denen Heinse persönlich begegnete und die ihn kannten, sollen das bestätigen.
Anläßlich der persönlichen Zusammenkunft Heinses mit Goethe am 21. Juli 1774 in Düsseldorf und später auf dem Landgut Jacobis in Pempelfort äußerte sich Goethe über Heinse: Heinse, mit zur Familie [Jacobi] gehörig, verstand Scherze jeder Art zu erwidern. Es gab Abende, wo man nicht aus dem Lachen kam. Jung Stilling, der die gemeinsamen Tage Goethes und Heinse miterlebte, hat Heinse mit sehr anschaulichen Worten charakterisiert:
Man denke sich ein kleines junges rundköpfiges Männchen, den Kopf etwas nach einer Schulter gerichtet, mit schalkhaften hellen Augen und immer lächelnder Miene. Er sprach nichts und beobachtete nur. Seine ganze Atmosphäre war Kraft der Undurchdringlichkeit, die zurückhielt, was sich ihm nähern wollte.
Nach W. Sömmering (1844) war die Erscheinung des gealterten Heinses eine sympathische: Er war von mittlerer Größe und erfreute sich eines feinen, aber kräftigen Körperbaus. Sein feuriges Auge blickte lebhaft unter den überhängenden Augenbrauen hervor. Die scharfe vorspringende Nase. Der ironisch lächelnde Mund. Die immer freundliche Miene und die vorwärts, etwas geneigte Haltung des Kopfes gab seiner Physiognomie einen gutmütigen und schalkhaften Ausdruck. Sein Antlitz zeigte scharf ausgeprägte, aber fein geschnittene Züge und im Verhältnis zum Wielandschen mehr Entschiedenheit und größere Lebendigkeit. Es verrät das ungenierte Hervortreten in Wort und Tat, die Kraft zur konsequenten Fortführung einmal gefaßter Ideen.
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J.J.Wilhelm Heinse
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