Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Seine Lebensphilosophie und sein Lebensprogramm, zu denen Heinse sich bis zum Tode in seinen Tagebüchern bekennt, hat er Fiordimona, der emanzipierten Frauengestalt, im Ardinghello, in den Mund gelegt (sie geniest sie im Geheimen, ausschweifend und zügellos):

Jedes muß sich selbst am besten der Kräfte zu seiner Glückseligkeit bedienen, womit es auf diese Welt ausgesteuert worden ist, und der Lage und Sphäre, wohin es bei seiner Geburt gesetzt wurde. Dieß hebt den Menschen über den Menschen; und es macht einen weit größeren Unterschied zwischen den Graden ihres Genusses, als zum Exemple zwischen den verschiedenen Weinen und ihren Geschmack ist, wo man nicht glauben sollte, dass sie alle von derselben Rebe herkämen.

Dass man sich selbst am besten der Kräfte zu seiner Glückseligkeit bedienen kann, oder jeden Tag wenigsten einmal versuchen sollte, es zu tun, konnte ich in diesem Jahr im Februar bei einem Besuch der Kanarischen Inseln erfahren. Beim Studium der Lektüre über die Blumenwelt der Kanaren las ich, dass erstmals von Plinius dem Älteren (gest. 79 n. Chr.) von einer Expedition zu den Isole Fortunate - den glücklichen Inseln - berichtet wurde, die zu Zeiten des römischen Kaisers Augustus (geb. 63 v. Chr., gest. 14 n. Chr.) stattfand. Auf dem im Atlantik in Höhe Westafrikas gelegenen Archipel scheint 300 Tage die Sonne, das ganze Jahr herrschen Temperaturen um die 20 Grad. Klima und Boden haben eine Flora und Fauna hervorgebracht, die auf der Welt einmalig ist. Tagsüber kann man in die Naturschönheiten in und außerhalb der Nationalparks bestaunen, die Angebote der Urlaubsparadiese annehmen oder auch nicht und den Abend in guter Gesellschaft an einem reichlich gedeckten Tisch mit schweren Tinto rosso, berieselt mit Klängen feuriger Folkloremusik erleben. Mein Besuch der Insel Teneriffa fiel in die Zeit des Karnevals. Den Besucher erwarten leidenschaftsvolle, ausgelassene und glückbeschwingte Tage abseits des grauen Alltags. Schöne heißblütige Spanierinnen, festlich geschmückte Festwagen und nicht endend wollender Trommelwirbel im Takte und Rhythmus von Samba, Salsa und Rumba. Sind es auch nicht Wilhelm Heinses glückselige Inseln der griechischen Ägäis, so können doch Besucher unserer Breiten auch auf den glücklichen Inseln, den Kanaren, im Banne des ewigen Frühlings glückliche, ja vielleicht auch glückselige Augenblicke ihres Seins erleben.
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J.J.Wilhelm Heinse
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