Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Andere anderer Stelle lässt Heinse Waldmann sagen:

"Wie war aber die Auferziehung bei den Nationen, die glückselig lebten? Bei welchen wenigstens die mehrsten ihrer Bürger glückselig lebten? – Die Auferziehung besteht also in weiter nichts, als die Jugend zu lehren, wie sie glückselig leben soll. Man muß ihr also lehren, was Glückseligkeit ist, und welche Mittel man dazu anwenden muß, sie zu erlangen, und welche Hindernisse aus dem Wege müssen geräumt werden. Die Mittel zu erhalten sind sehr verschieden bei manchen Nationen, und also muß auch die Auferziehung verschieden seyn….. die Glückseligkeit, welche die mehrsten Griechen für die wahre hielten, bestand in einem weisen Genuß der Wollüste. Das ist die irdische Glückseligkeit, deren Grundpfeiler die Tugend ist. Nur wenige bei ihnen hatten so angebrannte, so schief verrückte Köpfe, daß sie den Genuß der Trübsalen für die wahre Glückseligkeit hätten halten sollen. Ihre Staatsform war so eingerichtet, dass den weisen Genuß der Wollust jeder Bürger haben konnte, wie er wollte. Wenn man Wollust genießen will, so muß man ein ruhiges Gemüth haben. Die Furcht vor künftigen Qualen muß nicht in der Seele, wie ein Schwären am Leibe sitzen. Diese Furcht muß wie Unkraut ausgerottet werden. Dieses erreichten sie dadurch, in dem sie ihren Kindern die Grundsätze der Religion beibrachten…"
Max Baeumer bringt Heinses utopische Vorstellungen auf den Punkt:

"Stille der schönsten Frühlingsgegend Elysiums in unsere Seele. Musik, schöne Künste und Wissenschaften, sowie Religion – aber ausdrücklich ohne Theologie – sind die beständigen Quellen der paradiesischen Wollust." Schon in den Jugendträumen Heinses zeigen sich die Grundzüge der utopischen Vorstellung, die er in seinem ganzen Leben beibehält:

Irgendwo in einem Lande exotischer Pracht und überfließender Fruchtbarkeit liegt ein auf Kraft und Tapferkeit aufgebauter aristokratischer Idealstaat glückseligen, uneingeschränkten Genusses von Liebe und Schönheit…" In Heinses erstem Roman Laidion oder die Eleusinische Geheimnisse von 1774 entwirft Heinse ein paradiesisches Bild des sinnlich – seligen Liebesgenusses in einem irdisch – himmlischen Elysium (in der griech. Sagenwelt: Land der Seligen in der Unterwelt) das uns in seinen unbe-greiflichen Schöhnheiten soviel Stoff zu entzückenden Träumen und Vermutungen gibt, dass wir das ganze Sternenheer am Himmel und die elysäischen Fluren und glückseligen Inseln alle miteinander sehen.

Eine kleine Abweichung vom Thema sei mir erlaubt, da sie mittelbar Heinses Geburtsort Langewiesen betrifft.

Gert Theile schreibt in WILHELM HEINSE UND SEINE BIBLIOTHEKEN:

Der neuzeitliche Herausgeber, der die vermeintlich in der Renaissance übersetzten Aufzeichnungen der Lais dem Publikum verdeutscht, verortet seine "Übersetzung" in Langewiesen, an den Ufern der Ilm, dem Geburtsort Heinses, während der Renaissance-Übersetzer die himmlichen Verse der Lais seiner schwermütigen Geliebten gewidmet hatte, damit diese aus ihren Reflexionen über Tod und Vergänglichkeit erwache.
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J.J.Wilhelm Heinse
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