Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Max Baeumer bezieht sich an anderer Stelle auf M. SPANN und dessen Der Exotismus in Fedinand Freiliggraths Gedichten (Dortmund 1928). Darin nennt Spann Wesenszüge Heinses wie seine utopische Vorstellung eines exotischen Paradieses mit wollüstig traumhaft übersteigerten Lustgefühlen, die Ablehnung der zeitgenössischen Gesellschaft und seiner Etablierung eines aristokratischen Herrenmenschentums, die ihn zum ersten deutschen Exotisten machen. Sein utopischer Exotismus äußert sich in der Vorstellung von exotischen Inseln, auf denen die Menschen in einem rousseauischen, glücklichen Naturzustand leben.

Von seinem Freund Georg Forster war Heinse bekannt, dass dessen Vater Johann Reinhold Forster mit James Cook 1772 die französischen Gesellschaftsinseln Otaheiti im Stillen Ozean entdeckte. Mit diesen Inseln verbindet Heinse besonders die Vorstellung eines exotischen Naturparadieses. Von den Frauen von Mytilene und den anderen Städten auf Lesbos behauptet er, dass sie wie Kinder der Natur, beinahe wie die Mädchen von „Otaiti“ leben. Jeder Mensch folgt seinem Naturtrieb wie einer Magnetnadel. Jener segelt ins Morgenland, und dieser tauscht seine eisernen Nägel mit den Mädchen zu „Otaheiti“.

Max Baeumer, auf den ich mich vorwiegend beziehe, schreibt hierzu:

"Den Einwohnern der neu entdeckten Inseln von Tahiti dichtete man in der damaligen Zeit einen naiv-naturidyllischen Charakter im Sinne Rousseaus an … Es ist aufschlussreich festzustellen, dass der Ardinghello von Heinses Zeitgenossen zum Teil als eine rousseauisch-utopische Verherrlichung des großartigen Menschen aufgefaßt wurde…

An anderer Stelle schreibt M. Baeumer:

" Im übertragenem Sinn bedeutet Heinse jede höchste berauschende Lust ein Leben auf den glückseligen Inseln, besonders die glücklichen Zeiten der Liebe".

Seinen Abschiedsbrief an Frau von Massow beschließt er mit dem Bekenntnis, dass er sich mit ihr auf den glückseligen Inseln des Ariost befunden habe. Das Liebesleben von Armida und Rinaldo wird mit der Entdeckung der glückseligen Inseln verglichen. Als Ardinghello in Liebe zu Fiordimona entbrennt, sieht er die Inseln der Glückseligkeit vor sich mit vor Verlangen kochendem Herzen nach ihrer (der Inseln) Lust.

Carl Schüddekopf weist in der Einleitung zu Heinses Werken darauf hin, dass der Traum von einer glückseligen Insel immer wieder in immer neuen Formen bei Heinse auftaucht.
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J.J.Wilhelm Heinse
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