Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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An dieser Stelle einige Anmerkungen zur Herkunft des Wortes Insel-Utopie. Ernst Bloch schreibt in seinem Buch Freiheit und Ordnung, Abriß der Sozialutopien:

1516 erschien die Schrift des englischen Kanzlers Thomas Morus De optimo rei publicae statu sive de nova insula Utopia ( Vom besten Zustand des Staates oder von der neuen Insel Utopia). Zum ersten Mal seit langem wird hier der Traum vom besten Staat wieder als eine Art Schiffermärchen vorgetragen. U-topia, Nirgend-wo, heißt die Insel des Thomas Morus, mit einem feinen, leicht melancholischen, aber scharfen Titel. Das nirgendwo ist als postulativ gedacht für das Wo, in dem sich Menschen wirklich befinden. Unser Ehrenmitglied Prof. Baeumer beschäftigte sich Anfang der 60-iger Jahre des vorigen Jh. mit der Insel-Utopie in den Werken Wilhelm Heinses. Schon vor ihm verglich der bedeutende Heinseforscher Walther Brecht in seinem Buch Heinse und der ästhetische Immoralismus (Berlin 1911) die Vorstellung Heinses vom utopischen Idealstaat am Ende seines Romans Ardinghello und die glückseeligen Inseln mit anderen Staatsutopien. Dies tat er vorwiegend von einer sozialpoltischem Grundposition aus, unter dem Gesichtspunkt sozial-kommunistischen Grundformen staatspolitischer Utopien.

Spätere Heinseforscher wiesen darauf hin, doch von der individuell – ästhetischen Lebensanschauung Heinses auszugehen, deren charakteristische Grundzüge sich im das Idealbild des unumschränkten Herrenmenschen im Titelhelden Ardinghello widerspiegeln.

Max L. Baeumer kommt bei seinen Untersuchungen zu der Erkenntnis, es müsse die ästhetische–individualistische Lebensauffassung Heinses eine tragende Rolle spielen. Und er schlussfolgerte:

Heinses Insel - Utopie im Ardinghello ist keine sozial-kommunistische, sondern mehr eine ästhetisch-aristokratische Utopie, eine Utopie, die sich an eine besondere Gruppe irgendwie herausgehobener Menschen richtet. Sie ist nicht darauf gerichtet, für eine ganze Gesellschaft sozialen Wohlstand zu erreichen, sondern ihr Ziel ist die höchste Glückseligkeit des einzelnen Menschen.

Max Baeumer stellt fest, dass Heinses Utopie keinen eigentlichen Wirklichkeitscharakter und damit auch keine politisch lehrhafte Absicht verfolgt.

Das utopische Paradies wird mit Vorliebe auf eine ferne Insel verlegt, wie beispielsweise in Platos Erzählung von der Insel Atlantis oder Thomas Morus seine Utopia. Schon Jambulos (2. Jh. v. u. Z. schrieb eine Märchenutopie verkleidet als Reisebericht, siehe Anlage) hatte seine Staatsutopie ähnlich wie Heinse seine Wiedererzählung der Tassoschen Geschichte von Armida und Rinaldo, auf die sieben Inseln unter den Äquator verlegt, wo tropische Fülle und ewige Fruchtbarkeit herrschen.
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J.J.Wilhelm Heinse
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