Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Wie erklärt sich Max L. Baeumer Heinses Traum von den Inseln Paros und Naxos?:

"Paros und Naxos, das im Altertum die "Dionysische" hieß und von der Dionysos (griech. Wein- und Fruchtbarkeitsgott) seine Geliebte Ariadne in den Himmel führte, sind die glückseligen Inseln, auf denen Heinse sich seinen Idealstaat in Form einer italienisch – griechische Kolonie denkt, angelegt von ausgewählten jungen Menschen, meistens Künstlern, die einen tapfreren, festen Charakter und einen bestimmten Grad von Schwärmerei zeigen müssen und mit ihren bisherigen Lebensbedingungen unzufrieden sind. Sie nennen sich "Todesleugner" und bekennen sich zu einer Religion, in der die Natur ein ewiger Quell von Leben und die Freude die Triebkraft alles Daseins ist. Hier lebt das alte Athen des Perikles "wirklich und verklärt" wieder auf. Rauschhafte Schwärmerei, Ablehnung der zeitgenössischen Gesellschaft und des Christentums, ästhetische Verklärung eines lustvollen Lebens und Wiedererweckung einer für griechisch erachteten Naturreligion und mit anderen Worten die dionysischen (wildbegeistert, rauschhaft dem Leben hingegeben – nach Nietzsche) Kennzeichen der ausgewählten Bewohner von Heinses Utopia".

Heinse hatte während seines 3-jährigen Italienaufenthaltes die Absicht gehabt, Griechenland, die griechische Inselwelt und Sizilien aufzusuchen.

Doch schon nach einem Jahr in Rom war von seinen ursprünglichen Reiseplänen nicht mehr die Rede. Eine gewisse Ängstlichkeit vor den Gefahren der Reise und Geldmangel hinderten ihn daran.

In ihrem biographischen Essay Wilhelm Heinses Tagebuch einer Reise nach Italien schreibt Almut Hüfler:

"Bei Heinse, sonst voller Abenteuerlust, ist diese Ängstlichkeit erstaunlich; es ließe sich fragen, ob er nicht auch zu den vielen Griechenlandverehrern gehört, die sich scheuen, ihr Idealbild mit der Wirklichkeit zu konfrontieren.

Die "glückseeligen Inseln des Archipelagus“ bleiben ihm jedenfalls als seliger Wunschtraum und Sehnsuchtsland erhalten, sie können weiterhin Idealzustand sein. Was er dort verwirklicht vermutet, nämlich eine Existenz der Menschen in „nackter Natürlichkeit", wo den "großen Menschen" keine gesetzlichen Schranken und moralischen Fesseln beengen, das kann er jetzt auch in der Blütezeit der italienischen Malerei entdecken…"

Im Hochgefühl seines jungen Lebens, in Rom weilen zu können, schreibt er in einem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi

"Mein Lebenskahn schwimmt jetzt zwischen paradiesischen Inseln"

Im Gefühl der Vorwegnahme des Paradieses sieht er sich, aus allen Schlingen und Banden, allen Dissonanzen dieser Zeitlichkeit in die ewige Harmonie und Klarheit aufgelöst zu werden.
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J.J.Wilhelm Heinse
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