Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Und wenn das Aschaffenburger Volksblatt Baeumer damals zitierte, der Heinse als den spiritus loci, als den Geist des Ortes des kulturellen Aschaffenburg bezeichnete, dann war Heinse doch gar kein Aschaffenburger, so sagt Herr Schadwinkel, er stammte aus Langewiesen, und da ist es doch recht, seine Geburts- und Heimatstadt Heinsestadt Langewiesen zu benennen.
Aus der heutigen Lage der Dinge hat Herr Schadwinkel vollkommen Recht, nicht Max Baeumer.
Wenn es Heinse zu ehren gilt, wenn wir fragen und feststellen, wo die Bedeutung Heinses herausgestellt und die Heinsetradition und -forschung neu begonnen und zentralisiert wird, dann ist es nicht Aschaffenburg, wie damals Baeumer vorschlug oder irgend ein anderer Ort, sondern nur Langewiesen, wo man sich um Heinse kümmert und sein Leben und Werk neu und weiterhin erforscht.

Vor 25 Jahren , als ich Aschaffenburg als Heinsezentrum vorschlug , war das anders. Eine sogenannte Heinse-Renaissance war ins Leben gerufen. Erstmalig begann man Heinses Tagebücher und seinen Nachlaß zu erfassen und näher zu erforschen. Und es wurde notwendig, einen Ort für das Anlegen von Dokumentationen und für Heinsetagungen zu finden. Der Osten war verschlossen, keinem Westler, geschweige denn einem Amerikaner, war es erlaubt, nach Langewiesen zu reisen, um dort Heinseforschungen anzustellen. Da bot sich, wenn auch nur für ein paar Jahre, Aschaffenburg an. Der Oberbürgermeister lud ein, im Rathaus wurde getagt, und die von Heinse angelegte kurfürstliche und jetzt staatliche Bibliothek im Schloß Johannisburg, die damals gerade von den Kriegsschäden renoviert wurde, konnte besichtigt werden. Aber das kleine, halbzerstörte Zimmer zwischen zwei herrschaftlichen Schloßtreppen, in dem Heinse zuletzt lebte, konnte nur kurz eingesehen werden. Heute besteht das Heinsezimmer nicht mehr. Im Zug der Renovierungsarbeiten wurde es verbaut. An Heinse erinnert im kurfürstlichen Schloß Johannisburg, und da nur im Clemens-Brentano-Zimmer, eine kleine Glasvitrine mit Erstausgaben von Heinses Werken.

Heute aber sucht die in vielen Orten neu anlaufende Heinseforschung auch wieder einen Ort für Tagungen und ein Heim für ein zu erstellendes Heinsearchiv. Und bietet sich da nicht das Heinsezentrum in Langewiesen geradezu an?
Was in den siebziger Jahren von den nur dreijährigen Bemühungen der Heinse-Zentralisierung in Aschaffenburg übrig blieb, war erstens eine zeitweilige finanzielle Unterstützung der Vorarbeiten zu einer viel zu groß geplanten historisch-kritischen Ausgabe der Werke Heinses durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Zweitens wurden drei editorische Heinse-Tagungen in Aschaffenburg abgehalten. Und als nun in Aschaffenburg doch kein Heinsezentrum zuwege kam, hat die Akademie der Wissenschaften und Literatur im benachbarten Mainz, die bereit war, die Heinseedition zu unterstützen, wenigstens noch 1978 eine Wilhelm Heinse-Medaille als internationalen Preis für essayistische Literatur geschaffen; wobei unter Essay in seiner ursprünglichen Bedeutung eine literarische Abhandlung in allgemeinverständlicher und geistvoller Form zu verstehen ist.

In der Installationsurkunde der Medaille wird Heinse als preisgekrönter und einer der ersten Essayisten gepriesen; als derjenige, der, ich zitiere durch seine neuen Impulse auf die Kunst-und Musikschriftstellerei seiner Zeit, aber auch die der Romantik, nachhaltigen Einfluß ausübte. Die Verleihung dieser Heinsemedaille war auf 20 Jahre festgelegt und ging im vorigen Jahr zu Ende. Zu ihren berühmten internationalen Preisträgern gehörten, um nur einige Namen zu nennen: Michael Hamburger, London;.Susan Sontag, New York und Paris; Giorgio Manganelli, Rom; Octavio Paz, Mexiko.
Warum erzähle ich Ihnen das alles? Ich möchte Ihnen anheimstellen, wie wichtig ein Zentrum der Heinsetradition und Heinseforschung ist, wie sehr Sie zu loben sind, daß Sie die Einrichtung eines solchen Zentrums unternommen haben, und wie dringlich es ist, daß der weitere Ausbau Ihres Zentrums ganz nach den Plänen und Richtlinien, die Sie entworfen haben, jetzt weitergeführt wird. Eigentlich brauchen Sie mit Ihren Unternehmungen nur so weiterzumachen, wie Sie diese bisher durchgeführt haben.
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J.J.Wilhelm Heinse
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