Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Heinse beschloß sein Leben, das er geschmackvoll zu genießen verstand, als kurfürstlicher Bibliothekar in Aschaffenburg im Jahre 1803. Erst das junge Deutschland erinnerte sich wieder an ihn, als es eine Ahnenreihe der Immoralisten brauchte. Diese unsere Zeit wird Heinse vielleicht eine stärkere als bloß literarische Unsterblichkeit geben; man kann ihn mehr als lesen.
Franz Blei, 1904
Der nachfolgende Beitrag zum Leben und Werk Wilhelm Heinses entstammt der polnischen Literaturzeitschrift „Arkadia“ mit dem Untertitel “Pismo katastroficzne“ (Katastrophische Zeitschrift). Der Autor ist freischaffender Übersetzer. Er hat u.a. G. Chr. Lichtenbergs „Sudelbücher“ und H. Heines „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ ins Polnische übersetzt. Tadeusz Zatorski lebt in Krakau.
Er schenkte dem Heinse-Freundeskreis die Nr. 13-14 der Zeitschrift mit dem Beitrag über Wilhelm Heinse.
Tugendhafter Immoralist - Zum 200. Todestag Wilhelm Heinses -
von Tadeusz Zatorski
A Stella, la mia misteriosa amica italiana
che mi ha incoraggiato ad occuparmi
d’uno scrittore ingiustamente dimenticato.
“Es ist das Schicksal unfertiger Naturen, vorzeitig vergessen zu werden. Heinse verdient dies Schicksal nicht. Er ist ein so reichbegabter und vielseitiger Geist, dass es sich wahrlich lohnt, in ihm die Spreu und den Weizen zu sondern.“ So schrieb über Wilhelm Heinse Hermann Hettner, einer der hervorragendsten Kenner der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts.[1] Heinse ist heute wirklich ein fast gänzlich vergessener Autor. Übrigens nicht ohne eigene Schuld. Alle seine vier Romane – oder eigentlich philosophisch-ästhetischen Traktate, nicht immer sehr geschickt in den Rahmen einer eher kargen Handlung gezwängt – hatten keine Chance, eine dauerhafte Beliebtheit zu gewinnen und ihr Verfasser selbst scheint sich auch wenig darum gekümmert zu haben. Wie es oft vorkommt, als der wertvollste Teil seines Werkes erweist sich jetzt das, worauf er möglicherweise kein sehr großes Gewicht legte: Hefte mit unzähligen Aufzeichnungen zu unterschiedlichsten Themen, welche Aufzeichnungen er manchmal in den zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Schriften verwertete.
Umschlagseite der Zeitschrift
J.J.Wilhelm Heinse