Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Heidelberg

Lange lieb ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust, Mutter nennen und dir schenken ein kunstlos Lied,
Du der Vaterlandsstädte Ländlichschönste, so viel ich sah.

Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt, Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt
Leicht und kräftig die Brüke

Wie von Göttern gesandt, fesselt ein Zauber einst Auf der Brüke mich an, da ich vorüber gieng
Und herein in die Berge Mir die reizende Ferne schien,

Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön
Liebend unterzugehen In die Fluthen der Zeit sich wirft.

Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn
All' ihm nach, und es bebte Aus den Wellen ihr lieblich Bild.

Aber schwer in das Thal hieng die gigantische Schiksaalskundige Burg nieder bis auf den Grund,
Von den Wettern zerrissen; Doch die ewige Sonne goß

Ihr verjüngendes Licht über das alternde Riesenbild, und umher grünte lebendiger
Epheu; freundliche Wälder Rauschten über die Burg herab.

Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Thal, An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold,
Deine fröhlichen Gassen Unter duftenden Gärten ruhn.

StA, Band 2, Seite 14.

2. Ein Zeitgenosse ist unser Wilhelm Heise. Beide, (Heinse und Hölderlin) begegneten sich 1796 in Kassel und verbrachten die Sommermonate zusammen. Darum wollen wir uns heute Abend auch mit der gemeinsamen Reise nach Bad Driburg beschäftigen. Das Zitat: „ Dort drüben in Westphalen“ stammt aus einem späten Hymnenentwurf Hölderlins. Diese Zeile
ist auch der Titel eines Buches vom Heinseforscher Erich Hock, das bereits 1949 erschien (2. Auflage 1995)
und an das ich mich in meinem Vortrag anlehne. Ergänzend zu dem Buch seien noch zwei Artikel genannt.
Prof. Dr. Ullrich Geier schrieb „Mein ehrlich Meister“ – Hölderlin im Gespräch mit Heinse und unser verehrtes
Ehrenmitglied Prof. Maximilian L. Baeumer schrieb „Eines zu seyn mit Allem“ – Heinse und Hölderlin.
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J.J.Wilhelm Heinse
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