Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Freies Wort Ilmkreis, Dienstag, 10. November 1998
Sinnlichen Genuß durch das Ästhetische gebildet
Beginn einer Vortragsreihe im Heinse-Haus Langewiesen
 Langewiesen (we)
"Wilhelm Heinses Italienbild" lautete das Thema des Vortrages, den Prof. Ralph Rainer Wuthenow am vergangenen Freitagabend hielt.
Der Literaturwissenschaftler
vom Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. schenkte in seinen Ausführungen, die gut vierzig Zuhörer interessiert verfolgten, den Reisetagebüchern sowie dem Roman "Ardinghello und die glückseligen Inseln" Heinses besondere Beachtung.
Auch wenn der 1746 geborene Dichter keinen festen Platz in der Literaturgeschichte habe und eigentlich wenig bekannt sei, besteche er doch durch seine Vielseitigkeit und guten Kenntnisse in Kunst u. Musik. Heinses Ästhetik, die von ihm selbst immer in eine besondere Beziehung gesetzt wurde, sei in ihrer Art weniger klassizistisch, sondern mehr sensualistisch, ja beinahe impressionistisch. Sein Kunstverständnissei sinnlich, zuweilen schwelgerisch und fand in einer rhythmisch bebewegten Prosa einen dichterischen Rahmen. Heinses Reisetagebücher sind, so Prof.Wuthenow, wirklich das, Beobachtungen was sein wollen, Beobachtungen von Natur, Menschen sowie Kunstgegenständen.
Die Eintragungen, die der Dichter während seiner Italienreise zwischen 1780 und 1783 machte, sind weniger Reflexionen oder Selbstbekundungen Genau und detailliert sind diese Beschreibungen und nicht selten zeigt sich dabei die poetische Ader.
Wenn auch gelegentlich harsche und klischeehafte Bemerkungen fallen bezüglich der italienischen Mentalität, „sie le- ben nur für den Moment“, so ist in anderen Sequenzen auch wiederum eine überschwengliche Begeisterung zu spüren. Insbesondere für die venizianischen Frauen schien Heinse eine Schwäche zu haben.
Vieles, was Heinse in Italien kennenlernte und sah ging in seinen Roman „Ardinghello und die glückseligen Inseln“ ein. Dieses Werk, seltsam, ideenreich, originell und ebenso erotisch und freizügig, war seinerzeit eher berüchtigt als berühmt. Der Genuß, auch für den Dichter selbst kein Fremdwort, ist ein wichtiges Element des Werkes. Formlos und erfindungsreich dringt er in diesem „heroischen Italienbuch“ in die hellenische Inselwelt ein. Genuß und immer wieder Genuß, sinnlicher, allerdings durch das Ästhetische gebildet und nicht oder nicht nur als Begierde, sondern als gesteigertes Dasein und doch
Pressespiegel
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J.J.Wilhelm Heinse
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