Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
Seite
vor
zurück
vor
zurück
Max L. Baeumer[3]äußert sich zu Heinses Verdiensten als Kunstschriftsteller:
Nur der Kunsthistoriker Wolfgang Hartmann in Karlsruhe und seine Frau, die Kunsthistorikerin Dürten Hartmann, haben in zwei Sommern die wichtigsten Gemälde und Kunstwerke, die Heinse besichtigte, in Italien aufgesucht, um dort festzustellen, wie diese Kunstwerke heute einzuschätzen und unter welchen Namen sie heute bekannt sind. Hartmanns konnten nachweisen, daß Heinse einige dieser Kunstwerke überhaupt als erster benennt und in vielen Fällen neuere kunstgeschichtliche Erkenntnisse bereits vorausnimmt.

Zu Heinses Gemäldebeschreibungen bemerkt Helmut Pfotenhauer in Wilhelm Heinse - Düsseldorfer Gemäldebriefe ( S. 96 ):
Der literarischen Form entspricht auf genaueste Heinses Technik der Aufschlüsselung von Bildgehalten. Sie beruht auf dem Prinzip der sprachlichen Vergegenwärtigung durch das Sichhineinversetzen in die Bilder, durch die Übersetzung ihrer ästhetischen Faktur [kunstgerechter Aufbau] und Ausdruckswerte in Alltagsgeschichten,angereichert und raffiniert durch feinsinnige psychologische Innenschau. Damit betreibt Heinse eine dezidierte [entschieden, bestimmte] Literarisierung des Bildes in seiner Beschreibung. Es wird durch narrative [erzählende] Strategien gleichsam zu einem neuen Kunstwerk, zur literarischen Miniatur.
Der französische Schriftsteller André Gide, Nobelpreisträger für Literatur 1947, zu Heinses Beschreibung des Rubensbildes
Gustav Steinböhmer (1881 bis 1972), bekannter unter seinem Pseudonym Gustav Hillard, berichtet in seinen Memoiren "Herren und Narren der Welt"[4] von seinem Besuch bei Nobelpreisträger André Gide: „Ich traf ihn in einer komischen Verzweiflung an. Der Boden seines Arbeitszimmers war über und über mit Büchern bedeckt. Er hüpfte von einem kleinen freien Fleckchen zu dem nächsten, stolperte, warf alles durcheinander und rang die Hände, wie er jemals wieder eine Ordnung um sich schaffen könnte. Er schloß gerade die "Retouches" seiner russischen Reise ab, wie er sagte, aber auf seinem Schreibtische lag aufgeschlagen ein anderes Buch, ein deutsches Buch: "Ardinghello" von Wilhelm Heinse. Ja, das wäre seine Erholung. Ein herrliches Buch, ein wahrer Dichter, dieser Heinse (er sagte ‘Eins’). Er hüpfte wieder zum Schreibtisch und kramte aus einem Stapel die Rubensbriefe heraus. Wir kletterten über die Büchergebirge jeder in einen Sessel, und Gide begann – mit einwandfreier deutscher Aussprache – die Beschreibung von dem Raube der Töchter des Leukippos zu lesen, deren "Leib schwebt wie eine Rose im Gepflücktwerden". Ist das nicht prachtvoll? Oder dieses: "Um die Augen das Bange und Süße, um die Lippen das Weinen und Lächeln" des Halbgezogenen, Halbhinsinkenden.
Ist das nicht ein Dichter, der so sehen und singen kann? Er war entrüstet, als ich ihm gestand, daß Heinse ein in Deutschland fast unbekannter, vergessener Schriftsteller sei. Die Deutschen wüßten eben gar nicht, was für große Leute sie hätten".
[1] P.M. HISTORY 1/99:12-13.
[2] Wilhelm Heinse - Düsseldorfer Gemäldebriefe. Frankfurt am Main u. Leipzig, 1996:77-83.
[3] Max L. Baeumer: Wilhelm Heinses Rückkehr in seine Heimat Langewiesen als neues Zentrum der Heinsetradition und
     Heinseforschung. Rede am 08.05.1999 in Langewiesen.
[4] Gustav Hillard: Herren und Narren der Welt. München, 1954: 318-319.
wilhelm_heinse001014.jpg wilhelm_heinse134003.jpg wilhelm_heinse004004.jpg wilhelm_heinse134002.jpg wilhelm_heinse001008.jpg wilhelm_heinse001012.jpg wilhelm_heinse046002.jpg wilhelm_heinse046003.jpg wilhelm_heinse001010.jpg wilhelm_heinse100002.jpg
J.J.Wilhelm Heinse
wilhelm_heinse001001.jpg