Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Heinse und das Rubens-Gemälde "Raub der Töchter des Leukippos"
Das Bild Raub der Töchter des Leukippos befand sich zu der Zeit, als sich Heinse in Düsseldorf aufhielt (1774-1780), in der dortigen Gemäldegalerie. Die Galerie war damals eine der berühmtesten in Deutschland. Sie enthielt neben Bildern von Raffael, van Dyk, Guido Reni, von Carlo Dolci, Tizian und dessen Schule allein 46 Werke von Peter Paul Rubens. Heinse beschrieb seine Beobachtungen in der Düsseldorfer Gemäldegalerie ausführlich in Briefen an Vater Gleim. Sie wurden durch Vermittlung Gleims in Wielands Zeitschrift Der teutsche Merkur in den Jahrgängen 1776 und 1777 veröffentlicht. Das Gemälde aus dem Jahr 1618 hat die Abmessungen 224 mal 210,5 Zentimeter und befindet sich heute in der Alten Pinakothek, München. Mit diesem Rubens-Gemälde hat es eine besondere Bewandtnis. Für die frühen Kunsthistoriker war das Motiv einfach der Raubder Sabinerinnen; gemalt u. a. auch von Poussin, Tiepolo und David.[1]. Das Gemälde ist eine der genialsten und ausgereiftesten Bildkompositionen von Peter Paul Rubens. Es hat eine antike Sage zum Thema.
Erst 1777 entschlüsselte der Dichter Johann Jacob Wilhelm Heinse beim Lesen von Theokrit (Idyllen XXII. 34.135 ff) das Bild als Raub der Töchter des Lykippos.
Heinse beschreibt diesen Erkenntnisvorgang selbst:[2]
Man hat auf der Galerie bis jetzt nicht recht gewußt, was dies Gemälde eigentlich für eine Geschichte vorstellen sollte; und ihm daher mutmaßlich allerlei Namen gegeben. Ich selbst hielt es, immer von anderen Dingen zerstreut, bloß für eine Phantasie des Malers. Und glaubte, daß er, wie der Psalmensänger vom Erker, einmal eines anderen Fröhlichkeit im Bade gesehen und sich unter fremden Namen lediglich an einem Pinselraube begnügt habe, weil es ihm ein wenig zu grausam gedünkt, sich dabei als König aufzuführen... Das Gemälde ward also durch meinen Begriff von mir angesehen, wie andere dasselbe durch ihren Begriff von der biblischen Geschichte der Dina betrachteten, durch ihren Begriff von dem Fragment eines Sabinerinnenraubes, von der Geschichte der Himmel weiß was für einer Prinzessin Armenia und so weiter: und folgendergestalt dem Maler große Gewalt angetan.
"Heute früh gehe ich aufs Feld, und stecke den Theokrit in die Tasche; gerat auf einer Anhöhe an einen Bach unter eine hohe schattichte Eiche, wodurch der Wind spielte, und pflanze mich ins Grüne; blätterte nachher in dem was ich bei mir hatte, und besah, weil meine Augen keine Lust zu lesen hatten, obenhin die Namen, und stoß endlich mit der Nase auf die Entführung der Töchter des Leukippos von den Dioskuren, und finde das verlorne Gemälde."
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J.J.Wilhelm Heinse
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