Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Wilhelm Heinses Stanzen
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Sein erstes größeres poetisches Werk "Laidion oder die Eleusinischen Geheimnisse" begann Heinse schon 1771 als "Elysium" in seiner Halberstädter Zeit. An Laidion hat er Verse, die Stanzen, als Probe zu einem begonnenen Heldengedicht angehängt. Heinse konnte mit den Stanzen beweisen, daß er fähig war, mit der Idris des Martin Wieland mitzuhalten und diesen zu übertreffen. Die erotischen Schilderungen der Stanzen können sich mit den sinnlich-lebhaften Darstellungen italienischer Poeten durchaus messen. Sie erregten Aufsehen in literarischen Kreisen. So schrieb Goethe an Schönborn am 4. Juli 1774:

"Heinse, den sie aus der übersetzung des Petrons kennen werden, hat ein ding herausgegeben des titels:Laidion oder die eleusinischen geheimnisse. Es ist mit der blühendsten schwärmerei der geilen grazien geschrieben und lässt Wieland und Jacobi weit hinter sich, obgleich der ton und die art des vortrags, auch die ideenwelt, in denen sichs herumdreht, mit den ihrigen koinzidiert, hintenan sind ottave angedruckt, die alles übertreffen, was je mit schmelzfarben gemalt worden".

Hierzu eine Anmerkung: zur Bedeutung des Adjektivs geil.

In ihrer Arbeit "Abstruse Denkweisen. Wilhelm Heinse und Goethe" vom April 1999 bemerkt Frau Dr. Rosemarie Elliott: "... die alte Bedeutung von geil ist: fröhlich, lustig oder voll üppigen Lebens".

Heinse schrieb an Klamer Schmidt, am 8. Juli 1774:

"Eine junge dame in Frankfurt übersendete Laidion Goethen und bat ihn, sie durchzulesen und ihr sein urteil darüber zu sagen. darauf sandte er sie ihr wieder zurück mit diesem billet: "Das ist mein mann! Er hat hunderten das wort vorm maule weggenommen. eine solche fülle hat sich mir so leicht nicht dargestellt. ich halte dafür, dass sich nichts über ihn sagen lässt. man muss ihn bewundern oder mit ihm wetteifern. Wer etwas anders tut und sagt so! und so!, ist eine canaille. adieu."

In einem Brief von Merck an Nicolai, geschrieben am 28. August 1774, heißt es:

"Der verfasser der Laidion ist ein junger mensch, Rost, der jetzo bei den Jacobis in Düsseldorf herumzieht. Die manier ärgert Wieland und muß ihn ärgern, denn sie ist wärmer als die seinige, obgleich das buch, an und vor sich als werk betrachtet, nichts als übung der kräfte. die verse aber, die hinten angehängt sind, übertreffen nach meiner meinung an politur und feinheit alles, was ich je von dieser art gesehen habe."
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J.J.Wilhelm Heinse
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