Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Müller verschaffte sich aufgrund seines angenehmen Wesen, seiner erstaunlich schnell erworbenen umfassenden Kunstkenntnisse und auch wegen seines gewandten Wesens in der Gesellschaft Mannheims einen sehr guten Ruf, Heinse hat ihn einige Jahre später in einem Brief aus Rom als „schönen, verführerischen Mann von Gestalt und Wesen“ gekennzeichnet. Wieland , der, wie auch Goethe, Mannheim, die damals wohl bedeutendste Kunstmetropole Europas neben London und Wien, besucht hat – einen besonderen Glanz verbreitete die kurpfälzische Hofkapelle, von der Mozart lebenslang geschwärmt hat und deren Leitung er gerne übernommen hätte – Wieland also, hatte für Mannheim das Libretto einer Auftragsoper verfasst und reiste zur Einstudierung an. Aus der Sache wurde deshalb nichts, weil Karl Theodor 1777 auch die Kurwürde Bayerns erbte, dorthin verzog und seine geschätzte Hofkapelle mit nach München nahm. Wieland berichtete darüber in einem Brief vom 12. Januar 1778 an die Mutter Goethes und verweist auch auf Müller:
„Wenn ich nichts von meiner Reise nach Mannheim hätte als die Bekanntschaft dieses herrlichen Kerls, so war ich 1000fach bezahlt“.
Selbst Johann Heinrich Merck aus Darmstadt, gefürchteter und scharfzüngiger Kritiker in vielen wichtigen Zeitschriften der Zeit – eine Art Reich-Ranicki des 18. Jahrhunderts – der mit dem jungen Goethe befreundet war und wegen seiner satirischen Ader zum Vorbild für die Figur des Mephistopheles im „Faust“ gedient hat, war für unseren Künstler eingenommen: „An Müllern habe ich nicht gezweifelt“ schreibt er einmal, „das ist ein trefflicher Mensch“.
In den Mannheimer Jahren lernte Müller auch Lessing kennen und zwar im Zusammenhang mit dem Plan, dort ein Nationaltheater zu installieren. Lessing hatte mit Unterstützung einiger Hamburger Ratsherrn bereits1767 in der Hansestadt einen derartigen Versuch unternommen und dazu die Stellung des Dramaturgen und Stückeautors für die avancierte Bühne übernommen, doch lief das Unternehmen bereits drei Jahre später aus verschiedenen Ursachen auf Grund. Daraufhin wollte der ehrgeizige Kurfürst von der Pfalz in seiner Residenzstadt ein Nationaltheater einrichten und lud Lessing ein, zu kommen und seine Erfahrungen in den erneuten Versuch einzubringen.
Müller und Lessing fanden großen Gefallen aneinander und planten eine gemeinsame Italienreise, doch wurde daraus nichts, weil Lessings Brotherr, der Herzog von Braunschweig, ihn an seine Wolfenbütteler Bibliotheksstelle zurückbeorderte. Mit dem Plan des Nationaltheaters war auch Müller befasst; er wurde beauftragt mehrere Dossiers über die Chancen und Möglichkeiten zu erstellen, und es mag auch seinem positiven Urteil zuzuschreiben sein, dass dann 1779, Karl Theodor war bereits in München, das Nationaltheater in Mannheim, das bis zum heutigen Tage besteht, eingerichtet worden ist. Heribert von Dalberg wurde sein Leiter, ein ausgezeichneter Kenner der Bühne und selbst Autor einiger Stücke, es gelang ihm, den hochberühmten Schauspieler Iffland , bislang in Gotha an der heutigen Ekhof-Bühne, für sein Ensemble zu interessieren, auch übernahm er die Uraufführung von Schillers „Räubern“ (1782), bei der Iffland den Bösewicht Franz Moor spielte. Die einschneidenden biographischen Folgen für den jungen Dramatiker Schiller, die ihn in Ihre thüringische Heimat brachten, sind allgemein bekannt.
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J.J.Wilhelm Heinse