Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Im Jahre 1775 endete abrupt Müllers inzwischen zehnjährige Zweibrückener Lehr- und Ausbildungszeit. Den Grund hierfür bildete eine heftige Liebesaffäre des nun sechsundzwanzigjährigen Künstlers mit einem Mädchen namens Charlotte Kärner . Das Brisante an der Angelegenheit war, dass Charlotte die Tochter des höchsten Geistlichen im Herzogtum war, des Zweibrückener Hofpredigers und Oberkonsistorialrats Kärner. Als die Liebesbeziehung ihren natürlichen Verlauf nahm und die junge Frau schwanger wurde, sprach Müller beim Vater in dessen Palais vor, hielt um die Hand der Angebeteten an und wurde heftig abgewiesen. Man löste die peinliche Geschichte auf eine damals übliche Weise: das nach den damaligen Vorstellungen in seiner Ehre berührte Mädchen wurde nach außerhalb zu Verwandten gebracht, wo sie das Kind zur Welt brachte. Müller aber wurde am Hof verdeutlicht, das er künftig in Zweibrücken unerwünscht sei. So wechselte er noch im gleichen Jahr nach Mannheim, wo er ja bereits Bekannte und Förderer hatte. Neben dem Verleger Schwan und dem Maler Ferdinand Kobell gehörte auch ein hoher Beamter und späterer Minister in Mannheim, Reichsfreiherr Wolfgang Heribert von Dalberg (geb. 1750) zu ihnen, der Bruder des späteren Erzbischofs von Mainz, Karl Theodor von Dalberg ( geb. 1744). Dalberg vor allem erleichterte Müller die Existenz in Mannheim und förderte sein Unterkommen am musisch sehr interessierten kurfürstlichen Hof. Die beiden Liebenden wechselten übrigens noch eine Reihe von innigen Briefen, dann wurden sie seltener. Charlotte und ihr Kind sind drei Jahre später bei einer Seuche gestorben.

Besonders gelungen erscheint mir das Blatt „Hundeköpfe verschiedener Rassen“ in seinem flüchtigen Duktus und den fast dämonisch hervorstechenden Augen. Man erhält hier einen anschaulichen Begriff von Müllers leidenschaftlicher, stark bewegter Naturauffassung, die dem Betrachter den Eindruck von Unruhe, ja fast von Unbehagen vermittelt.
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( diese Zeichnung ist etwas später 1770 in Mannheim entstanden und geht über die Idyllenmalerei nach holl. Vorbildern bereits deutlich hinaus, verweist also auf die Kunstvorstellungen des StD)
Zu dieser künstlerischen Entwicklung wird auch beigetragen haben, dass der Herzog dem „petit Müller“ , wie er ihn wohlwollend nannte, mehrfach längere Aufenthalte in Mannheim gestattete, wo er die vorzügliche
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J.J.Wilhelm Heinse
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