Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Körner an Schiller. januar 1796
Gegen manches urteil würde ich vielleicht etwas einwenden. Ardinghello z.b. möchte ich gern gegen dich in schutz nehmen.
Schiller 1795
Und so hätten wir denn den massstab gefunden, dem wir jeden dichter, der sich etwas gegen den anstand herausnimmt und seine freiheit in darstellung der natur bis zu dieser grenze treibt, mit sicherheit unterwerfen können. sein produkt ist gemein, niedrig, ohne alle ausnahme verwerflich, sobald es k a l t und sobald es l e e r ist, weil diese einen ursprung aus absicht und aus einem gemeinen bedürfniss und einen heillosen anschlag auf unsere begierden beweist. es ist hingegen schön, edel und ohne rücksicht auf alle einwendungen einer frostigen dezenz beifallswürdig, sobald es naiv ist und geist mit herz verbindet. mit herz, denn die bloss sinnliche glut des gemäldes und die üppige fülle der einbildungskraft machen es noch lange nicht aus. daher bleibt Ardinghello bei aller sinnlichen energie und allem feuer des kolorits immer nur eine sinnliche karrikatur ohne wahrheit und ohne ästhetische würde. doch wird diese seltsame produktion immer als ein beispiel des beinahe poetischen schwungs, den die b l o s s e b e g i e r zu nehmen fähig war, merkwürdig bleiben.
Aus Wilhelm Heinse in Zeugnissen seiner Zeitgenossen,
zusammengestellt und erläutert von Albert Leitzmann,
Frommannsche Buchhandlung, Walter Biedermann, Jena, 1938..
J.J.Wilhelm Heinse