Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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„1795-Unsichere Zeiten waren angebrochen... Ständig war von Ferne Kanonendonner zu vernehmen. Bald darauf erfolgte der Übertritt der Franzosen auf das rechte Rheinufer und die Truppen drangen in das Maingebiet vor. Mainz wurde von den Franzosen belagert. Es war zu befürchten, dass auch Aschaffenburg zum Kriegsschauplatz werden könnte. Der kurfürstliche Hof hatte recht lange mit der Entscheidung zur Abreise gezögert.“ (aus: Johann Jacob Wilhelm Heinse-Langewiesens großer Dichtersohn)
Im Sommer 1796 wollten sich in Frankfurt viele Bürger vor den anrückenden Franzosen in Sicherheit bringen. So fuhren die Bankiersfrau Susette Gontard mit dem Hofmeister ihres Sohnes Henry ( acht Jahre), Friedrich Hölderlin, der Gouvernante Marie Rätzer, den drei Mädchen und zwei weiteren Damen der Familie zunächst nach Kassel. Als Reiseziel hatte man Hamburg ausgewählt. Nach Hessen–Kassel bewegte sich zu dieser Zeit ein ganzer Flüchtlingsstrom. Es war neutrales Gebiet. Hessen-Kassel hatte sich 1795 dem Baseler Frieden angeschlossen. Mitte Juli kamen die Familie Gontard in Kassel an. Es wurde beschlossen, erst einmal einige Zeit in der Stadt zu bleiben. Etwas später traf unser Wilhelm Heinse, der inzwischen in Aschaffenburg als Bibliothekar des Mainzer Kurfürsten wohnte und arbeitete, in Kassel ein. Er war ein alter Bekannter der Familie Gontard. Er musste wegen der Kriegswirren, Frankfurt war inzwischen besetzt, einen Umweg über Würzburg, Meiningen und Hersfeld nehmen. Das Zusammentreffen mit der Familie Gontard muss zufällig gewesen sein. Dennoch waren alle froh darüber und es wurde beschlossen, gemeinsam die nächste Zeit in Kassel angenehm zu verbringen. Insgesamt wurden es zwei und ein halber Monat, in denen fast täglich ein freundschaftlicher Umgang zwischen Heinse und der Gontardschen Familie stattfand. Auch Friedrich Hölderlin, der seinen Hofmeisterpflichten nachkam, war einbezogen.
Die Residenzstatt Kassel bot allen viele Anregungen. Man beschäftigte sich mit der Kunst (Gemäldesammlung, Antikensammlung) und Hölderlin war beeindruckt von den Kenntnissen Heinses. Für diesen war das Maß aller Kunst der lebendige Mensch.
- gemeinsame Ausflüge in die schöne Umgebung: „Groß und reizend“
- Hölderlin nennt in seinen Briefen die Bekanntschaft mit Künstlern
- von den Gesprächen gibt es leider keine Aufzeichnungen
Es wurde von allen erwogen, nicht die ganze Zeit in Kassel zu bleiben und auch nicht nach Hamburg weiterzureisen, sondern nach Bad Driburg, ins „Wesphälische“, wie Hölderlin schreibt, in der Nähe von Paderborn. Bei Heinse und Hölderlin finden sich Notizen und Angaben zum Reiseweg.
Johann Christian Friedrich Hölderlin und Johann Jacob Wilhelm Heinse
J.J.Wilhelm Heinse