Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
Seite
vor
zurück
vor
zurück
Menons Klage um Diotima (Auszug)
Aber wir, zufrieden gesellt, wie die liebenden Schwäne,
Wenn sie ruhen am See, oder, auf Wellen gewiegt,
Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln,
Und ätherisches Blau unter den Schiffenden wallt,
So auf Erden wandelten wir. Und drohte der Nord auch,
Er, der Liebenden Feind, klagenbereitend, und fiel
Von den Bäumen das Laub, und flog im Winde der Regen,
Ruhig lächelten wir, fühlten den eigenen Gott
Unter trautem Gespräch, in e i n e m Seelengesange,
Ganz in Frieden mit uns kindlich und freudig allein.
Aber das Haus ist öde mir nun, und sie haben mein Auge
Mir genommen, auch mich hab' ich verloren mit ihr.
Darum irr' ich umher und wohl, wie die Schatten, so muß ich
Leben, und sinnlos dünkt lange das übrige mir.
Im Frühjahr 1801 hält er sich in der Schweiz in Hauptwil wieder als Hauslehrer auf, kehrt aber bald nach Nürtingen zurück. In der Schweiz erlebte er die Alpen als „erhebend und befriedigend“. Am Ende des Jahres brach er jedoch wieder auf und verließ Deutschland. Zu Fuß ging es nach Bordeaux. Wieder nahm er eine Hauslehrerstelle an.
Nach wenigen Monaten verließ Hölderlin plötzlich auch seine vierte Hauslehrerstelle. Verstört und ungepflegt kehrte er nach langer Wanderung im Juni 1802 nach Nürtingen zurück. Von Sinclair erfuhr er vom Tode Susette Gontards. Das zerstörte ihn völlig und er musste sich ärztlich behandeln lassen. Dennoch gelangen Hölderlin in der Folgezeit noch bedeutende Dichtungen, jedoch zeigt sich die Zuversicht gebrochen, immer mehr sucht er einen festen Halt.
Die letzten Jahre vor seiner Umnachtung lebte Hölderlin von 1804-1806 nochmals in Bad Homburg bei seinem Freund Sinclair, der ihm eine Stelle als Bibliothekar beim Landgrafen von Hessen verschaffte (bezahlte Sinclair). Als Sinclair des Hochverrates angeklagt wird und Hölderlin in diesen Prozess mit einbezogen werden sollte, brach seine geistig-seelische Verstörung vollends aus. 1806 musste Hölderlin in eine Nervenklinik gebracht werden und wurde nach einem Jahr als nicht heilbar entlassen. Der Tübinger Schreinermeister Zimmer bot ihm Unterkunft und Pflege. In ruhiger Abgeschiedenheit lebte Hölderlin noch 36 Jahre. Er war viel im Freien und freute sich über die Natur. Er hatte wenig Kontakte zu seinen Mitmenschen und siechte dahin.
Auch während der Krankheit schrieb er noch einige Gedichte und versah sie mit falschem Datum und
unterzeichnete mit Scardanelli. Sie sind einfacher gestaltet. Gestorben ist er im Juni 1843.
J.J.Wilhelm Heinse