Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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An Wieland schrieb der 27-jährige Heinse aus Halberstadt am 10. oder 11.Dezember:

"Uebrigens haben mich diese 40 Stanzen nicht viel Mühe gekostet, in zwo Nächten, ich betheur' es Ihnen beym Apoll und den Musen! hab' ich sie an meinem Klavier aus der Seele gesungen, um die Abwesenheit meiner Grazie von[Frau von] Massow mir zu erleichtern - seit dem sie entfernt ist, sitz ich in Halberstadt wie in einem Gebeinhause. Retten Sie mich doch aus dieser Quaal, und wenden Sie Ihr Angesicht nicht mehr von mir! Hab' ich Sünden begangen, so lieg' ich hier vor Ihnen auf den Knieen in einem Cilicio mit einer langen Wachskerze in der Hand und bete:

O du guter, weiser Oberpriester der Grazien und des Apollo, vergieb mir meine Jugendsünden und erlöse mich von dem Übel!
Der vermaledeyte Enkolp ist mir schon lange ein Wurm in der Seele gewesen; er ist ein Sohn der Hölle; in ihr hat mich der Satanas des Tasso in Gestalt des preußischen Hauptmanns von Liebenstein - von Gott und Menschen verlaßen, und vielleicht iezt zu Grunde gegangen, wenn sich Gleims gutes Herz nicht über mich erbarmt hätte...".
Der Brief endet mit einer einzigen Tirade von Selbstbezichtigungen, Fürbitten, Beschwörungen und einer Demutshaltung Heinses ohnegleichen:

"Da liege ich vor Ihnen auf den Knieen, mit einer langen schönen Wachsskerze, und bitte: O guter, weiser Oberpriester der Grazien und des Apollo, vergieb doch die Jugendsünden und erlöse von dem Uebel einen ihnen auf einige Augenblicke entführten Anbeter, der Buße thut und die ganze Nacht dem Schlafe den Eingang mit einer Sündfluth von Thränen verwehrt. Er beschwört es, ihnen nunmehr ewig getreu zu bleiben, und jedem Wink ihres Oberpriesters zu gehorchen".

                                                                          Heinse.

                                            Der um des leidigen Enkolps willen
                                            in Halberstadt wieder getauft wurde und hier
                                            den Namen: Rost empfieng.
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1 Stanzen bestehen aus acht elfsilbigen Verszeilen. Die Reimfolge ist ab ab ab cc.
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J.J.Wilhelm Heinse
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