Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
wilhelm_heinse001014.jpg wilhelm_heinse017004.jpg
Seite
vor
zurück
Prof. Dr. Dieter Mayer (Mainz): Friedrich Müller vom Leben und Werk des Heinse-Freundes
wilhelm_heinse004004.jpg wilhelm_heinse017003.jpg
vor
zurück
Meine sehr geehrten Damen und Herren,

aus Anlass des 200. Todestages von Wilhelm Heinse, der seine letzte Lebensphase
in Aschaffenburg verbracht und dann auf dem dortigen Altstadtfriedhof seine
endgültige Ruhestätte gefunden hat, veranstaltete die Volkshochschule Aschaffenburgs
eine Reihe von Vorträgen und Rezitationen, die den Hörern Leben und Werk eines
bedeutenden Bürgers unserer Stadt ins Bewusstein heben sollten. Dabei ist es auch
zu einer erfreulichen Zusammenarbeit mit Ihrer Stadt, Heinses Geburtsort, und der
Stadt Mainz gekommen, u. a. haben Vertreter Ihrer Kommune an der offiziellen
Gedenkveranstaltung am 17. Mai 2003 in Aschaffenburg teilgenommen. Die
verschiedenen Aktivitäten der Heinse-Festwochen widmeten sich neben der

Erinnerung an Heinse auch den für diesen Dichter und Kunsttheoretiker bedeutsamen Zeitumständen, etwa der Italiensehnsucht vieler deutscher Künstler im späten 18. Jahrhundert und den vielfältigen Kontakten, die Heinse mit bekannten Persönlichkeiten zwischen Aufklärung und Klassik verbunden haben. Mein damaligen Ausführungen galten in diesem Zusammenhang Heinses Zeitgenossen und Freund Friedrich Müller, der unter dem Namen „Maler Müller“ in die deutsche Kunst- und Literaturgeschichte eingegangen ist. Ihrer freundlichen Einladung folgend, will ich diesen Vortrag in etwas modifizierter Form heute auch hier halten, weil in Langewiesen die Erinnerungsarbeit zu Wilhelm Heinse mit bewundernswertem Engagement betrieben wird.
Weshalb ein Vortrag über Heinses Zeitgenossen Friedrich Müller, werden Sie sich wohl gefragt haben, als Sie die Ankündigung zur heutigen Veranstaltung gelesen haben. Die Tatsache allein, dass beide der gleichen literarischen Epoche angehören - Heinse ist 1746, Müller wie Goethe drei Jahre später geboren – kann hierfür nicht als zureichend gelten, denn persönliche und künstlerische Kontakte gab es in ähnlicher Weise auch zwischen Heinse und einer beträchtlichen Zahl von Schriftsteller und bildenden Künstlern im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Es muss demnach weiterführende Gründe dafür geben, dass wir uns heute mit Müller beschäftigen. Ich will sie benennen:
1. Eine auffallende Parallele zwischen Heinse und Müller finden wir in den breit angelegten künstlerischen und auch kunsttheoretischen Interessen. Neben einigen umfanreichen, zahlreiche Kunstfragen berührenden Romanen veröffentlichte Heinse immer wieder Briefe und Essays zur Malerei seit der Renaissance und zum Musiktheater seiner Zeit. Die kunstphilosophischen Briefe mit dem Titel „Über einige Gemälde der Düsseldorfer Galerie“, die Heinse 1776/77 in Wielands Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ veröffentlichte und mit denen er sich als Meister der Kunstinterpretation, vorzugsweise am Beispiel von Peter Paul Rubens, erwies, und auch die intensiven Hinweise auf die italienische Oper seiner Zeit, sind Beispiele dafür. Eine dieser Opern, auf deren Qualitäten er hinwies, Gian Francesco di Majos „Motezuma“, konnte man in einer Neuinszenierung des Aschaffenburger Kulturamtes am Festabend im Stadttheater hören, ein singuläres Ereignis, das allen Hörern in lebhafter Erinnerung bleiben wird. Auch Müllers Interessen richteten sich auf verschiedene Künste. Während
allerdings Heinse seine Kennerschaft stets als Schreibender erwies, war Friedrich Müller, wie mehrfach formuliert worden ist, Dichtermaler und Malerdichter in einer Person.......
wilhelm_heinse003003.jpg wilhelm_heinse002002.jpg wilhelm_heinse001012.jpg wilhelm_heinse001011.jpg wilhelm_heinse001010.jpg wilhelm_heinse001009.jpg
J.J.Wilhelm Heinse
wilhelm_heinse001001.jpg