Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Der Mensch, sich selbst überlassen, glaubt von Nichts etwas zu wissen, bis er sich es einigermaßen sinnlich vorstellen kann; und wo der Sinn aufhört, fängt die Einblidungskraft an und kommt ihm zu Hilfe. Das ist so ganz seiner Natur gemäß, dadurch erklärt er sich endlich alles. Das ist die Quelle seiner Wahrheit, seines Irrtums; und er befindet sich dabei glücklich oder unglücklich, aber immer lebt er damit und regt sich und kommt damit an irgendein Ziel der Ruhe. Es gibt nicht anders für ihn in der Welt. Alle die hochtrabenden Phrasen von reiner Vernunft und Transzendentalem geben ihm keinen Genuss. Alles andre ist leer und hat keinen Gehalt.

Fahren wir also noch weiter fort, uns diese feinen, dem Auge entschwindenden Sachen durch die Einbildungskraft in etwas sinnlich zu machen.Ein Zwerg auf den Schultern eines Riesen kann weiter sehen als der Riese.[2]

Das Zufällige entsteht durch Verbindung des Notwendigen. Alles Zufällige ist zusammengesetzt, alles Notwendige einfach.

Aus nichts kann nichts entstehen, weil das Nichts kein Grund von etwas sein kann. Wenn eine Substanz entstehen sollte, so müsste sie aus dem Nichts entstehen: Weil nichts anderen der Grund von ihr sein könnte. Folglich sind alle Substanzen ewig.

Je aufgeklärter der Mensch wird, desto unglücklicher wird er. Nur die Narren sind glücklich; das ist eine ausgemachte Sache; denn nennen nicht alle gescheite Leute den einen Narren, der sich glücklich fühlt?
[1] Vgl. Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, K 76: „Wir werden uns gewisser Vorstellungen bewußt, die nicht von uns abhängen; andere glauben, wir wenigstens hingen von uns ab; wo ist die Grenze? Wir kennen nur allein die Existenz unserer Empfindungen, Vorstellungen und Gedanken. Es denkt, sollte man sagen, so wie man sagt: es blitzt. Zu sagen cogito, ist schon zu viel, so bald man es durch Ich denke übersetzt. Das Ich anzunehmen, zu postulieren, ist praktisches Bedürfnis.“

[2] Vgl. Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland: Der Zwerg, der auf den Schultern des Riesen steht, kann freilich weiter schauen als dieser selbst, besonders wenn er eine Brille aufgesetzt; aber zu der erhöhten Anschauung fehlt das hohe Gefühl, das Riesenherz, das wir uns nicht aneignen können.
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J.J.Wilhelm Heinse
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